Mittwoch, 10. Juni 2009

Platzt die Unterhaltungsblase endlich?

Die Immobilienblase ist geplatzt, die Kreditkartenblase, die Internetblase und alle anderen Kapitalblasen auch. Nur die Unterhaltungs- oder Quatschblase ist nicht klein zu bekommen. Sie platzt erst am Ende einer jeden Staffel "DSDS", "Topmodel" oder "Das Supertalent" nur um bei der nächsten Staffel aufs neue zu wachsen. Ein perpetuum mobile des Schwachsinns sozusagen. Der Turbokapitalismus lebt und zeigt sich besonders in all diesen Formaten. Dieter Bohlen hat sich in diesem Spektakel der Massenverdummung eine Hauptrolle gesichert und verkörpert den immer fröhlichen Kapitalisten so perfekt wie kein anderer. Als freches Zeichen seines Erfolgs trägt er sein unverschämtes Grinsen überall freizügig zur Schau.

Es lassen sich erschreckende Parallelen zwischen "DSDS" und dem Turbokapitalismus ziehen. Alles was Top-Manager, Finanzjongleure, "Heuschrecken" und Börsenjunkies antreibt findet sich in diesen Sendungen wieder. Der schnelle Erfolg um jeden Preis, das Fehlen eines langfristigen Denkens und das perfide Zelebrieren des puren Egoismus. Die D-Promis, die Semi-Idole werden rasch aufgebaut und sind noch viel schneller wieder vergessen, aber mit ihrer Prominenz lässt sich schnell und heftig Kasse machen.

Vor einiger Zeit noch trieb der Ehrgeiz und die Hoffnung aus dem wenig was man an finanziellen Mitteln hat, möglichst viel zu machen, die Menschen an die Börse. Heute ist es eben eine Castingshow und es ist nicht mehr Geld, sondern meist Talent was die meisten Kandidaten zu wenig haben, aber das wenige was man hat, möchte man natürlich, am liebsten ohne Anstrengung, vervielfachen. Auch deshalb tummeln sich in den Castingshows so viele, die dort offensichtlich nichts zu suchen haben. Das sind dann die Unmusikalischen bei "DSDS", die Unansehnlichen bei "Germany's next Topmodel" und die Untalentierten bei "Das Supertalent". Das sind die Superstar-Derivate, ein müder Abklatsch von dem, was das Showgeschäft hervorbringen könnte.

Doch das Publikum ruft, auch nach 5 Staffeln, immer noch wie verrückt an und treibt damit den Börsenkurs ihres Idols in die Höhe. Der gemeine Zuschauer agiert wie ein Kleinanleger, der via Telefonanruf in seinen Superstar jedes Mal 50 Cent investiert. Die Unterhaltungsblase baut sich so Woche um Woche weiter auf. Irgendwann folgt dann das große Finale. Es werden ein paar Cd's verkauft und dann ist die Luft raus. Es wird, wie auch oft an der Börse, nicht eingelöst worauf der Zuschauer und die "Stars" gesetzt hatten. Das Risiko dieser Blase ist zum Glück viel geringer als die Finanzkrise. Als Verlust bleibt dem Zuschauer ein paar Euro Telefongebühren und die vergeudete Aufmerksamkeit. Die Aufmerksamkeit ist nämlich die eigentlich Währung der Unterhaltungsindustrie. Wenigstens behält man aber seinen Job oder das Haus.

Doch was ist der eigentliche Gewinn den der Zuschauer sich auszahlen lassen kann? Die Rendite der Couchpotatoes? Es gibt gar keine! Nach der letzten Sendung platz die Spekulationsblase, denn sie war eigentlich nur da um den Kurs künstlich nach oben zu treiben. Aber den Zuschauer stört es offenbar nicht der Shareholder einer Illusion zu sein.

Wir haben keine wirklichen Stars mehr in diesem Land. Wenn schon die "DSDS"-Kandidatin Annemarie ein Superstar ist, was ist dann ein Tom Cruise oder eine Nicole Kidmann? Deutschland ist fernseh- und startechnisch ein Kleinformat. Der 4:3 Fernseher gegen den 16:9 - ohne die wirkliche Breite, der TFT-Bildschirm unter den Röhren Monitoren - ohne Tiefe, der verpixelte Bildschirm gegen HD-TV - ohne die nötige Schärfe. Wir haben keine richtigen Weltstars und deshalb erschaffen wir uns diese unnützen Glamourkonstrukte, damit in unseren Starzeitschriften die Seiten nicht leer bleiben. Und weil gerade eine Werbepause ist, teile ich euch meine Ideen mit. Ich fände es am schönsten, wenn Richterin Barbare Salesch, Alexander Hold und all die anderen auf eine einsame Insel verbannt würden, alle C-Promis und alle Nicht-Weltstars Auftrittsverbot bekämen und der „Hot Button“ sich selbst zerstören würde. Diese Freakshow jeden Tag macht mich krank, denn ich will nicht den Raab schlagen oder Millionär werden, will nicht, dass mich der Hot-Button erwischt oder lösen wie viele Automarken es gibt, die mit "XY" beginnen. Will nichts über die asoziale Jugend bei U21 erfahren, will nicht durch Peter Zwegat von meinen Schulden runter kommen. Früher kam so etwas auf dem Müll, heute auf die Mattscheibe. Aber wir sind hier nicht im Tatort oder einer schmalzigen Telenovela, das wird nicht ewig gut gehen.

Hoffentlich! Ich jedenfalls habe meinen Daumen auf dem Ausknopf und drücke jetzt ab.
danke@Gedankenchaos.de

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